Im Gebiet der Campi Flegrei lässt sich aktuell eine signifikante Veränderung der geologischen und seismischen Gegebenheiten beobachten. Messdaten bestätigen eine beschleunigte Geländehebung, die aktuell etwa 30 Millimeter pro Monat beträgt. Diese Hebung übertrifft die Werte aus dem Jahr 2024, als ein Erdbeben der Stärke 4,4 spürbare Schäden an Gebäuden verursachte. Die derzeitigen Entwicklungen deuten darauf hin, dass ähnlich starke oder sogar stärkere Erdbeben jederzeit auftreten könnten. Neben der Bodenhebung zeigt sich eine Zunahme vor allem kleinerer, kontinuierlich auftretender Erdbeben, die als „Grundrauschen“ bezeichnet werden. Phasenweise wurden zudem stärkere Beben bis zur Magnitude 3,0 registriert. Diese unterschwellige Bebentätigkeit deutet auf zunehmenden Stress im Untergrund hin.
Ursachen der aktuellen Veränderungen
Die Ursache für die beschleunigte Hebung liegt in komplexen magmatischen und tektonischen Prozessen begründet. Bekannt sind eine große tiefere Magmakammer in etwa zehn Kilometern Tiefe sowie eine kleinere Magmatasche, die rund vier Kilometer unterhalb der Oberfläche liegt. Die zunehmende vertikale Hebung wird hauptsächlich der Aktivität dieser kleineren Magmatasche zugeschrieben, da dort aufsteigendes Magma Druck auf das darüberliegende Gestein ausübt. Dies führt neben der vertikalen Hebung auch zu horizontalen Verschiebungen der Erdschichten im Randbereich des betroffenen Gebietes, was zusätzlichen Stress auf die Gesteine ausübt und Erdbeben auslösen kann.
Parallel zur Magmaaktivität ist auch eine Veränderung beim Austritt vulkanischer Gase wie CO₂ messbar. Jüngste Messungen zeigen, dass in Bereichen wie der Pisciarelli-Fumarole und der Solfatara-Fumarole ein Anstieg der CO₂-Konzentration stattfindet. Diese Entwicklung ist teils mit der Öffnung neuer Risse und Spalten im Erdinneren begründet, durch die Gase leichter austreten können. Auch eine leichte Erhöhung der Temperaturen im Untergrund wird derzeit festgestellt, was ebenfalls Bestandteil dieses Prozesses ist, jedoch kein unmittelbares Signal für einen bevorstehenden Vulkanausbruch darstellt.
Bewertung der Gefahrenlage
Momentan wird ein größerer Vulkanausbruch nicht prognostiziert, dennoch stellen die dynamischen Vorgänge wie Hebungen und Beben durchaus eine ernstzunehmende Gefahr dar. Insbesondere stärkere Erdbeben und deren Folgebeben können infrastrukturelle Schäden und Gefahren für die Bevölkerung erzeugen. Bereits ein Erdbeben der Magnitude 4,4 im Jahr 2024 verursachte Gebäude- und Infrastrukturschäden, weshalb auch aktuell damit zu rechnen ist, dass ähnlich starke und eventuell sogar stärkere Beben auftreten können. Ein Erdbeben über einer Magnitude 5 wäre sehr problematisch und könnte Gebäude sowie wichtige Infrastruktur nachhaltig beschädigen. Dies gilt insbesondere angesichts der heute deutlich höheren Bevölkerungsdichte im betroffenen Gebiet.
Für die mögliche zukünftige Entwicklung sind unterschiedliche Szenarien denkbar: Einerseits könnte die derzeit beobachtete Hebung wieder abflachen, andererseits könnte sie sich weiter verstärken. Ein eruptives Ereignis in Form eines kleineren vulkanischen Ausbruches, wie bereits historisch 1538 beim Ausbruch des Monte Nuovo nachweislich geschehen, wäre das wahrscheinlichste Szenario für eine vulkanische Aktivität. Ein großer eruptiver Ausbruch ist laut Messdaten derzeit nicht wahrscheinlich, da hierfür wesentlich größere Hebungen in kurzer Zeit zu erwarten wären.
Verhaltensempfehlungen für Bewohner und Besucher
Obwohl momentan keine unmittelbare Ausbruchsgefahr besteht, wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Bewohner und Besucher in dem betroffenen Bereich jederzeit auf stärkere Erdbeben vorbereitet sein sollten. Insbesondere in engen Gassen besteht ein deutlich erhöhtes Risiko herabfallender Gebäudeteile im Falle eines Bebens. Klare Handlungsempfehlungen sind, bei Beben schnellstmöglich Gebäude und enge Gassen zu verlassen und Freiflächen aufzusuchen.
Wichtig ist zudem, dass Infrastruktur bei stärkeren Beben beschädigt werden könnte und Rettungs- sowie Evakuierungsmaßnahmen erschweren könnte. Deshalb wird dringend empfohlen, den Anweisungen der örtlichen Behörden zu Evakuierungsplänen und Katastrophenschutzmaßnahmen uneingeschränkt Folge zu leisten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die derzeit beobachteten seismischen, geologischen und vulkanologischen Veränderungen im Bereich der Campi Flegrei eine erhöhte Aufmerksamkeit erfordern, wenngleich keine unmittelbare Ausbruchssituation gegeben ist. Die erhöhte Aktivität muss weiterhin sorgfältig beobachtet werden. Behörden und Bevölkerung sollten entsprechend informiert und auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.