Die flegräischen Felder bei Neapel verzeichnen aktuell eine verstärkte vulkanische und seismische Aktivität. Der italienische Zivilschutzminister hat jüngst den nationalen Mobilmachungszustand ausgerufen, um Rettungskräfte aus ganz Italien zusammenzuziehen und Vorbereitungen für eine potenzielle großflächige Evakuierung zu treffen. Diese Maßnahmen stellen aktuell lediglich präventive Schritte dar, da laut italienischen Behörden ein akuter Vulkanausbruch derzeit noch nicht unmittelbar bevorsteht.
Aktuelle Situation und behördliche Maßnahmen
Die derzeitige Lage an den flegräischen Feldern ist durch zunehmende seismische Aktivität gekennzeichnet, welche Stärke und Häufigkeit der Erdbeben betreffen. Konkret werden derzeit häufig Erdbeben der Magnitude zwischen 3,9 und 4,4 registriert. Parallel ist eine auffällige Intensivierung der Bodenhebung festzustellen, welche aktuell etwa 30 mm pro Monat beträgt. Experten betrachten diesen schnellen Anstieg der Bodenhebung kritisch und ziehen ihn als Indikator für möglicherweise zukünftige vulkanische Aktivität in Erwägung. Es wurde jedoch hervorgehoben, dass die derzeitigen Maßnahmen lediglich Vorbereitungsmaßnahmen darstellen und eine tatsächliche Evakuierung erst bei spontan sich verschärfender Situation in Kraft treten würde.
Italienische Behörden betonen deutlich, dass keine unmittelbare Gefahr eines Super-Vulkanausbruchs besteht. Relevant wäre aus geologischer Sicht am ehesten eine kleinere bis mittelgroße Eruption wie zuletzt (historisch belegt) beim Monte Nuovo von 1538. Damals trat eine Bodenhebung von bis zu zehn Metern innerhalb kurzer Zeit auf, gefolgt von einem Vulkanausbruch. Auf diese potenzielle Bedrohung werden aktuell Einsatzkräfte organisatorisch und logistisch vorbereitet. Bevölkerung und Behörden halten detaillierte Evakuierungspläne bereit, welche je nach Ausmaß der potentiellen Katastrophe entweder Evakuierungen per Schiff, Zug oder über Straßen vorsehen. Letzteres könnte sich als schwierig erweisen, sollten Wege durch stärkere Erdbeben beschädigt werden, wie es etwa in anderen Regionen – beispielsweise jüngst in Island – bereits der Fall war. Sollte eine solche Situation eintreten, sind Maßnahmen zur schnellen Reparatur und Wiederherstellung der Infrastruktur bereits mit eingeplant.
Historische und geologische Hintergrundinformationen
Aus historischer Perspektive gelten die flegräischen Felder als eines der bedeutendsten vulkanischen Gebiete Europas. Der Vulkan-Komplex verursachte vor ca. 36.000 bis 39.000 Jahren eine stark explosive Eruption, welche insgesamt etwa 640 Kubikkilometer Material förderte (VEI Eruptionsindex 7). Diese Eruption hätte im heutigen Europa gewaltige Zerstörungen und einen erheblichen Ascheregen verursacht; dabei reichte die Aschewolke bis nach Russland und Rumänien, wo Archäologen Ascheschichten von bis zu 40 Zentimetern Dicke nachgewiesen haben. Dennoch erfüllt diese historische Eruption nicht vollständig die vordefinierten Kriterien eines sogenannten Supervulkans, welcher typischerweise ein Minimum von 1000 Kubikkilometer ausgestoßenem Material aufweisen muss.
Allerdings gilt die Klassifizierung des Gebiets nach wie vor umstritten; viele Wissenschaftler betonen die umfangreichen Merkmale der flegräischen Felder, die einen Supervulkan charakterisieren. Eine zukünftige Eruption vergleichbarer Größe könnte ohne Zweifel schwerwiegende europäische Auswirkungen nach sich ziehen sowie möglicherweise einen weltweiten Temperaturrückgang um bis zu zwei Grad bewirken. Jedoch betrachten Experten aktuell eine Wiederholung dieser großen, historischen Eruption als weniger wahrscheinlich. Eine deutlich wahrscheinlichere Entwicklung wäre ein Ereignis niedriger Größenordnung, begleitet von Bodenhebung und erhöhten Gasaustritten.
Risiken durch Gasemissionen
Als besonders problematische Begleiterscheinung der aktuellen und möglichen zukünftigen Entwicklungen gelten auch hohe Emissionen von Kohlendioxid (CO₂) und Schwefeldioxid (SO₂), insbesondere in Bereichen wie „Pisciarelli“ und „Solfatara“. CO₂ sammelt sich vor allem in tieferliegenden Gebieten, Kellern und Vertiefungen an und stellt aufgrund seiner toxischen Wirkung eine ernste Gesundheitsgefahr dar. Daher überwachen italienische Behörden derzeit besonders aufmerksam den CO₂-Ausstoß durch verstärkte Präsenz und eine Vielzahl an Messstationen. Die jüngst registrierte Zunahme der CO₂-Konzentrationen deutet auf zunehmende vulkanische Aktivitäten im Untergrund hin und erfordert umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen gegen eine mögliche Gefährdung der Bevölkerung.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass italienische Zivilschutzbehörden präventive Krisenmanagement-Maßnahmen eingeleitet haben. Momentan dominiert jedoch vor allem die zunehmende Erdbebenaktivität, gekoppelt mit rascher Bodenhebung und höhere Gasfreisetzungen. Ein unmittelbar bevorstehender Vulkanausbruch wird weiterhin von den zuständigen Behörden als nicht wahrscheinlich eingestuft, dennoch werden weiterhin aufmerksam alle Veränderungen permanent überwacht, um auf eine Eskalation der Situation rasch reagieren zu können.