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Extremely Large Telescope: Die Zukunft der Astronomie in der Atacama-Wüste

In der chilenischen Atacama-Wüste entsteht derzeit das größte optische Teleskop der Welt, das Extremely Large Telescope (ELT). Diese Region zählt zu den idealsten Standorten für astronomische Beobachtungen, vor allem wegen ihres äußerst dunklen und klaren Nachthimmels. Bereits heute stehen 70 Radioteleskope hier verteilt, und nun soll mit dem ELT ein weiterer Schritt in der Beobachtung des Universums erreicht werden. Mit einer Höhe von 80 Metern und einem beeindruckenden Durchmesser von 93 Metern verfügt es über den größten astronomischen Spiegel der Welt. Der Hauptspiegel stellt eine technische Herausforderung dar und wird aus 798 einzelnen Segmenten zusammengesetzt.

Herausforderungen und Besonderheiten des Baus

Seit mehr als zehn Jahren arbeiten mehr als 100 Bauarbeiter auf einer eigens dafür hergerichteten Baustelle auf dem 3000 Meter hohen Berg Cerro Armazones. Um Platz für das Projekt zu schaffen, wurde die Bergspitze gesprengt und etwa tausend Tonnen Stahl in diese unwegsame Gegend transportiert. Mit erheblichen Anstrengungen vollzieht sich der Aufbau der Stahlkonstruktion für das Teleskop. Die rauen Bedingungen aus großer Höhe, Trockenheit und starkem UV-Licht erfordern besondere Sorgfalt und Maßnahmen.

Die Unterbringung der Arbeiter erfolgt im nahegelegenen ESO-Hotel, bekannt durch den Film „Ein Quantum Trost“. Hier bietet sich den Beschäftigten die Möglichkeit, ihre Freizeit abwechslungsreich zu nutzen, während sie jeweils sieben Tage am Stück von ihren Familien getrennt leben. Zur Vermeidung von Lichtverschmutzung, welche astronomische Messungen beeinträchtigen würde, wird der Gebäudekomplex jeden Abend streng abgedunkelt – alle Fensterflächen sind mit speziellen Verdunklungsvorrichtungen ausgestattet.

Technische Entwicklung und internationale Beteiligung

Das ELT übertrifft bisherige Teleskope wie das bekannte Hubble-Weltraumteleskop bei Weitem. Es wird mindestens fünfzehnmal schärfere Bilder liefern und sogar Galaxien erfassen können, die vor rund 13 Milliarden Jahren entstanden. Neben der grundlegenden Erforschung des Universums geht es insbesondere um die Suche nach Exoplaneten und Hinweisen auf außerirdisches Leben. Auch Schwarze Löcher, ihre Entstehung und Rolle bei der kosmischen Entwicklung sollen genauer unter die Lupe genommen werden. Wichtige Vorarbeiten werden derzeit schon an weiteren Großteleskopen in der Atacama erledigt, und das neue ELT wird diese Forschung auf ein bislang unerreichtes Niveau heben.

Der entscheidende technologische Beitrag für dieses riesige Teleskopgerät kommt von der Firma Schott, einem spezialisierten Unternehmen aus Mainz in Deutschland. Dieses Unternehmen ist weltweit der einzige Anbieter, der in der Lage ist, Spezialglas für einen derartig großen und gleichzeitig extrem präzisen astronomischen Spiegel herzustellen. Das spezielle Glas, dessen genaue Zusammensetzung geheim gehalten wird, ist temperaturstabil gegenüber den erheblichen klimatischen Schwankungen der Wüste – ein entscheidendes Qualitätskriterium.

Herstellung und Transport der Spiegelkomponenten

Die Spiegelsegmente des ELT werden in Mainz gegossen und speziell bearbeitet. Da es technisch unmöglich ist, einen einzigen, großen Spiegel in diesen Dimensionen herzustellen, wurde entschieden, diese aus insgesamt 798 einzelnen, hexagonalen Segmenten zu fertigen. Diese werden per Spezialtransport und unter strikten hygienischen Auflagen in die Atacama-Wüste geliefert. Bei der Ankunft in Chile erfolgen sorgfältige Qualitätskontrollen und abschließende Veredelungen, bei denen die Spiegel mit einer dünnen, perfekten Silberschicht beschichtet werden.

Eine komplexe und äußerst präzise Steuertechnik erlaubt es schließlich, jedes einzelne Spiegelsegment auf einer Mikrometerebene zu bewegen, um die optimale Reflektion von Licht zu ermöglichen. Insgesamt sammelt der fertiggestellte ELT-Spiegel zehn Millionen Mal mehr Licht als das menschliche Auge. Durch diese beeindruckende technologische Innovation verspricht das ELT neue, bisher unbekannte Einblicke in die Tiefen des Weltalls und könnte unser Verständnis von Zeit, Raum und vielleicht sogar außerirdischem Leben revolutionieren.

Die Fertigstellung und Inbetriebnahme des Teleskops sind bis zum Jahr 2028 geplant; derzeit befindet sich das Projekt trotz der herausfordernden Bedingungen im vorgesehenen Zeitplan.

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