Bereits seit mehreren Monaten zeigen sich bei den Phlegräischen Feldern in Italien verstärkte Anzeichen vulkanischer Aktivität. Zuletzt kam es zu einem Erdbeben der Stärke 4,4, welches erhebliche Schäden verursachte. Dieses Erdbeben war von vergleichbarer Intensität wie ein Beben vor rund einem dreiviertel Jahr und ereignete sich in einer geringen Tiefe von etwa 2,5 Kilometern. Als Folge kam es zu herabfallenden Gebäudeteilen, die auf die Straßen stürzten und eine erhebliche Gefahrensituation darstellten.
Ursachen und aktuelle Entwicklung der vulkanischen Aktivität
Die Phlegräischen Felder befinden sich seit längerem in einer deutlichen Phase der Bodenhebung. Aktuell misst man eine Anhebung des Bodens um etwa drei Zentimeter pro Monat, was deutlich über den Werten des vorigen Jahres liegt. Eine ähnliche Hebungsphase wurde zuletzt Ende der 1970er bis Anfang der 1980er Jahre beobachtet. Ursache dafür könnte eine in etwa vier Kilometer Tiefe liegende Magmakammer sein, die wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge derzeit jedoch keine ausreichend großen Magmamengen für einen unmittelbaren großen Ausbruch enthält. Trotzdem könnte das derzeit nach oben drängende Magma Ursache für die Erdbeben sein und möglicherweise auch auf langfristig neu entstehende Magmapfade und Taschen in etwa drei Kilometern Tiefe hinweisen.
Zusätzlich zu den Erdbeben beobachten Wissenschaftler momentan zudem eine erhöhte Gasemission im Gebiet, besonders von Kohlenstoffdioxid (CO₂). In den besonders betroffenen Gebieten Solfatara und Pisciarelli zeigen Messungen deutlich erhöhte CO₂-Konzentrationen. Aufgrund der Toxizität des Gases stellt dies eine Gefahr für Bewohner und Besucher dar, insbesondere weil sich das Gas in Senken und tief gelegenen Objekten wie Kellerräumen sammeln und in gefährlicher Konzentration zu neurologischen Beeinträchtigungen oder sogar zum Tod führen kann. Erst kürzlich musste aufgrund der hohen CO₂-Werte eine Schule temporär geschlossen werden; auch Teile des öffentlichen Nahverkehrs waren zeitweise betroffen.
Auswirkungen und Risikoeinschätzung der aktuellen Erdbebenserie
Die zuletzt am stärksten betroffenen Gebiete befinden sich nahe der Küste, wobei das exakte Epizentrum des jüngsten Bebens von verschiedenen Erdbebenmessdiensten leicht unterschiedlich lokalisiert wird. Schäden an Gebäuden deuten allerdings darauf hin, dass das Epizentrum in unmittelbarer Küstennähe lag. Zu den gravierendsten Auswirkungen zählen beschädigte und teilweise zusammengebrochene Gebäude. Dies sorgt insbesondere für Gefährdungssituationen für Fußgänger und Anwohner. Diese Erdbebenereignisse treten in der Regel plötzlich auf, begleitet durch ein zuvor hörbares, hochfrequentes Pfeifen, gefolgt von einer starken Erschütterung. Die Schadenswirkung solcher unmittelbar folgenden Erdstöße wird durch horizontale Verschiebungen des Bodens zusätzlich verstärkt und kann selbst bei vergleichsweise moderaten Magnituden schwerwiegende Folgen haben.
Einordnung der Gefahr eines größeren Vulkanausbruchs
Grundsätzlich handelt es sich bei den Phlegräischen Feldern um ein vulkanisches Gebiet von beträchtlichem Ausmaß, weshalb es gelegentlich auch als „Supervulkan“ bezeichnet wird. Wissenschaftlich betrachtet wird der Begriff „Supervulkan“ jedoch anhand der Auswurfmenge definiert, welche im Falle der historischen Eruption vor rund 34.000 Jahren bei diesem Vulkan nicht die als entscheidend geltende Marke von 1.000 Kubikkilometern überschritt. Trotz dieser Tatsache ist die Gefährlichkeit dieses Gebietes unumstritten.
Zum aktuellen Zeitpunkt ist die Wahrscheinlichkeit eines unmittelbar bevorstehenden explosiven Vulkanausbruchs indes sehr gering. Für ein akutes Vulkanausbruchsszenario müssten wesentlich höhere Hebungsraten von mindestens 50 bis 60 Zentimetern, teilweise sogar von einem Meter pro Monat, erreicht werden. Zur Zeit ist die Rate mit drei Zentimetern pro Monat deutlich niedriger, weshalb eine unmittelbare Ausbruchssituation derzeit nicht zu erwarten ist. Dennoch bleiben Erdbebenereignisse sowie der potenzielle Austritt von CO₂ derzeit die größten Gefahren im Umfeld der Phlegräischen Felder, die einer ständigen Überwachung bedürfen, da es eventuell zu einer weiteren Intensivierung der vulkanischen Aktivität kommen könnte.