Megalithische Bauwerke sind weltweit zu finden, und trotz sorgfältiger Forschung stellen sie Historiker und Archäologen bis heute vor erhebliche Herausforderungen. Viele dieser Orte, darunter besonders japanische Fundstätten, wurden bisher nicht umfassend untersucht und bieten somit Raum für vielfältige Interpretationen und Spekulationen über den Grad ihrer künstlichen Entstehung sowie ihrer historischen Einordnung.
Das Yonaguni-Monument – eine verborgene Hochkultur?
Das Yonaguni-Monument, eine Unterwasserformation nahe der japanischen Insel Yonaguni, erhitzt seit seiner Entdeckung im Jahr 1985 die Gemüter. Damals stieß der Taucher Kihachiro Aratake auf diese ungewöhnlichen Gesteinsformationen, die an riesige Plattformen und zugeschnittene Steinblöcke erinnern könnten. Schnell wurde vermutet, bei diesen Strukturen handele es sich um Überreste einer antiken, versunkenen Hochkultur. Am prominentesten vertritt diese These wohl Graham Hancock, ein bekannter Alternativhistoriker, der bereits mehr als 200 eigene Tauchgänge zur detaillierten Untersuchung dieses Monuments durchführte. Hancock verweist auf präzise Kanten, Tunnelstrukturen, säulenartige Löcher und detailliert geschnitten wirkende Steinblöcke, was seiner Meinung nach eindeutig auf von Menschenhand geformte Strukturen hinweist.
Demgegenüber steht die offizielle wissenschaftliche Meinung, die diese Formation als natürlich entstandene Gesteinsstruktur interpretiert, vermutlich geformt durch natürliche Erosion, starke Meeresströmungen und wechselnde Meeresspiegelstände während der Eiszeit. Die etablierte Lehrmeinung verschiebt das Alter der Formation in die Zeit vor etwa 8.000 bis 10.000 Jahren, einer Epoche, in der offiziell nur die einfache Jäger- und Sammlergemeinschaft der Jōmon-Kultur existierte. Diese Kultur ist jedoch nicht für monumentale Bauwerke bekannt, sondern vor allem für ihre kunstvolle Keramik. Daraus ergibt sich die zentrale Kontroverse: wenn das Monument von Menschen stammt, müsste es von einer bisher unbekannten Hochkultur erschaffen worden sein – ein Gedanke, der die konventionelle Geschichtsauffassung radikal in Frage stellen würde.
Auch der Geologe Masaki Kimura von der Ryukyu-Universität hält es nach eingehenden Untersuchungen für möglich, dass es sich hier um menschliche Eingriffe handelt. Allerdings gesteht auch er ein, dass die Identität dieser hypothetischen Erbauer bislang völlig unbekannt bleibt.
Interessanterweise spricht sich ausgerechnet Robert Schoch, selbst bekannt durch umstrittene Datierungen der ägyptischen Sphinx, deutlich anders aus: seiner Ansicht nach ist die Yonaguni-Struktur primär natürlichen Ursprungs, höchstens teilweise örtlich bearbeitet und zurechtgeschliffen worden.
Ishi-no-Hōden – schwebender Stein von Hyogo
Auch an Land trifft man auf rätselhafte, künstlich wirkende Megalith-Strukturen, etwa nahe der japanischen Stadt Takasago in der Präfektur Hyogo. Dort befindet sich der Ishi-no-Hōden, ein massiver Monolith mit rund sechs Metern Höhe und einem Gewicht von etwa 500 Tonnen. Nicht nur seine Größe, sondern besonders die exakte Bearbeitung und ungewöhnliche Platzierung machen diesen Megalith einzigartig: Er wirkt, als würde er über dem Wasser schweben, wobei er in Wirklichkeit auf einer für das Auge kaum sichtbaren mittigen Säule ruht.
Ursprünglich wohl niemals vollendet, gilt der Ishi-no-Hōden heute als zentraler Kult- und Verehrungsgegenstand eines angrenzenden Shinto-Tempels. Laut der offiziellen Annahme könnte es sich beim Ishi-no-Hōden um ein nie fertiggestelltes Grabmonument handeln. Allerdings fehlt hier jede belegbare historische Evidenz oder archäologische Bestätigung. Bemerkenswert ist zudem, dass die deutlich präzise gesetzten Bearbeitungsspuren, die man angesichts seiner exakten Form erwarten würde, ausgerechnet auf den gut sichtbaren Seiten gänzlich fehlen. Sie treten lediglich an der fast verborgenen Unterseite auf – ein Faktum, für das keine allgemein verbindliche Erklärung vorliegt.
Neueste wissenschaftliche Messungen haben bestätigt, dass der Megalith aus sogenanntem Hyaloklastit besteht, einer besonderen vulkanischen Gesteinsart, deren Ursprung etwa 70 Millionen Jahre zurückreicht. Eine Erklärung für die Bearbeitungstechnik des Ishi-no-Hōden mit den in der damaligen Epoche verfügbaren Werkzeugen existiert bislang nicht, was Raum für weitere Spekulationen eröffnet.
Fazit und Blick in die Zukunft der Forschung
Was sowohl das Yonaguni-Monument als auch Ishi-no-Hōden verbindet, ist, dass sie etablierte historische Paradigmen erheblich zu hinterfragen scheinen. Im Falle einer tatsächlichen, bislang unbekannten Hochkultur, die möglicherweise schon vor 8.000 bis 10.000 Jahren in Japan existierte und megalithische Bauwerke hinterließ, müssten wir nicht nur die lokale, sondern auch die globale Chronologie der Zivilisationsgeschichte vollständig überdenken. Bis heute existiert jedoch weder ein sicherer Beweis für noch gegen die Existenz einer solchen Kultur. Entsprechende Theorien regen weiterhin Debatten an, und zukünftige Forschungen könnten hier entscheidende Klarheit bringen. Bis dahin bleiben das Yonaguni-Monument und der Ishino Hoden vor allem eines: beeindruckende und rätselhafte Zeugnisse der Vergangenheit, deren Ursprung und Bedeutung nach wie vor umstritten bleiben.