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Supervulkan Campi Flegrei: Stärkstes Erdbeben seit Messbeginn – Risiken und aktuelle geologische Aktivität in Italien

Die Region rund um die phlegräischen Felder in Italien ist aktuell von außergewöhnlich hoher geologischer Aktivität betroffen. Der Supervulkan, der als einer der gefährlichsten Europas gilt, wurde von einem Erdbeben der Magnitude 4,6 erschüttert. Dieses Erdbeben war das stärkste, das seit Beginn der Messungen in dieser Region verzeichnet wurde. Das Epizentrum lag vor der Küste der Stadt Bacoli, westlich der phlegräischen Felder, in nur knapp fünf Kilometern Tiefe. Die unmittelbaren Folgen waren gravierend: Der Zug- und U-Bahn-Verkehr im Großraum Neapel wurde aus Sicherheitsgründen eingestellt, an mehreren Gymnasien mussten die mündlichen Abschlussprüfungen unterbrochen werden, und viele Anwohner, besonders in Bacoli, verließen in Panik ihre Häuser. An der Küste kam es infolge des Bebens zu Felsabbrüchen und Steinschlägen.

Die geologischen Hintergründe

Die phlegräischen Felder, auch Campi Flegrei genannt, bestehen aus einer riesigen Caldera mit einem Durchmesser von 12 bis 15 Kilometern. Sie sind das Resultat vergangener, äußerst gewaltiger Eruptionen. Die letzte große Eruption ereignete sich vor rund 500 Jahren, doch ist der Vulkan weiterhin aktiv: Das Gebiet wird durch sogenannte Bradyseismen geprägt, Hebungs- und Senkungsbewegungen der Erdoberfläche, die durch das periodische Aufsteigen von Magma und Gasen aus rund acht Kilometern Tiefe verursacht werden.

Seit Jahresbeginn hat sich die Geschwindigkeit der Bodenhebung verdoppelt, von etwa 1,5 Zentimetern auf 3 Zentimeter pro Monat. Insgesamt hat sich die Erdoberfläche bereits um mehr als zwei Meter angehoben. Dieses Anheben erzeugt Spannungen in der Erdkruste, die sich in Schwarmbeben, also einer Vielzahl kleiner und mittlerer Erdbeben binnen kurzer Zeit, entladen.

Geowissenschaftler bewerten das aktuelle Beben als Anzeichen verstärkter vulkanischer Aktivität. Dank intensiver geologischer Überwachung, durch Seismometer, Satellitenmessungen und Gassensoren, können jede Bewegung und chemische Veränderung fast in Echtzeit registriert und analysiert werden. Doch trotz aller Überwachung bleibt die Vorhersage von Vulkanausbrüchen eine große Herausforderung, da die Prozesse im Untergrund komplex und nicht exakt zeitlich vorhersehbar sind.

Risiken und mögliche Auswirkungen

Fachleute weisen darauf hin, dass derzeit kein unmittelbarer Ausbruch des Supervulkans bevorsteht. Dennoch ist der Druck im Untergrund durch das kontinuierliche Aufsteigen von Magma und Gasen in den oberen Gesteinsschichten erhöht, was die Wahrscheinlichkeit weiterer, möglicherweise noch stärkerer Beben steigert. Die geringe Tiefe des aktuellen Bebens lässt vermuten, dass Risse im Deckgestein der Caldera entstanden sind.

Im Falle eines großen Ausbruchs wären die Konsequenzen weitreichend: Betroffen wäre nicht nur die Millionenstadt Neapel, sondern auch das gesamte Umland und potenziell große Teile Europas. Eruptive Asche könnte den Flugverkehr zum Erliegen bringen, die Landwirtschaft schädigen und signifikante Klimaauswirkungen hervorrufen.

Die Campi-Flegrei-Caldera ist mit Abstand eine der am besten überwachten Vulkanregionen Europas. Dennoch sind die Bewohner der Region einer ständigen Bedrohung durch Erdbeben und einer möglichen Eruption ausgesetzt. Die jüngste Geschichte der Region und die Berichte betroffener Anwohner belegen, dass trotz Erläuterungen der Wissenschaftler über die gegenwärtige Situation ein hohes Maß an Verunsicherung in der Bevölkerung besteht.

Historische Erfahrung und gesellschaftlicher Umgang

Die Historie der phlegräischen Felder zeigt, dass das Gebiet bereits mehrfach Mittelpunkt katastrophaler Naturereignisse war. Die vor 39.000 Jahren erfolgte Eruption hatte globale Auswirkungen, darunter Klimaänderungen im gesamten Mittelmeerraum. Dennoch prägt die permanente Bedrohung durch den Vulkan den Alltag der Einwohner. Viele Menschen nehmen die Gefahr zwar wahr, lernen jedoch, mit ihr zu leben. Die Entwicklung moderner Überwachungstechnologien hat das Sicherheitsgefühl gestärkt, jedoch bleibt die Unsicherheit bestehen, wann und ob es zu einem erneuten großen Ausbruch kommen wird.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass das aktuelle Rekordbeben die Risiken und die fortwährende Aktivität der phlegräischen Felder erneut ins Bewusstsein gerufen hat. Die Region muss lückenlos überwacht und die Bevölkerung weiter für die Möglichkeit von Naturkatastrophen sensibilisiert werden. Auch ohne unmittelbar bevorstehende Eruption ist besondere Wachsamkeit geboten, da die beobachteten geologischen Veränderungen auf eine anhaltende Unruhe im Untergrund hinweisen.

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